Einblicke von Katharina Hoi:
Im Rahmen der Programmvorschau ließen es sich die beiden Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber nicht nehmen, die Hüllen rund um den Eröffnungsfilm fallen zu lassen und die Regisseurin so wie einen Teil des Casts vor Ort zu begrüßen. Nach Filmen wie „Die Vaterlosen“ (2011), „Was hat uns bloß so ruiniert“ (2016) oder „Gruber geht“ (2015) erfindet sich Regisseurin Marie Kreutzer in ihrem jüngsten Projekt gänzlich neu. Mit „Der Boden unter den Füßen“ legt sie einen ‚archetypischen Eröffnungsfilm’ vor und damit einen markanten Grundstein des diesjährigen Festivalprogramms. „Ich mache eigentlich immer, was mich interessiert. Der Boden unter den Füßen war eine neue Herausforderung für mich und ich fand es ein wenig schwierig, alles in eine Form zu bringen beziehungsweise einem bestimmten Genre unterzuordnen“, beschreibt die Regisseurin den Entstehungsprozess ihres neuesten Werks. Die Herausforderung wurde offenbar mit mehr als Bravour gemeistert: Kreutzers Film ist nämlich sowohl bei der Diagonale als auch bei der Berlinale vertreten.
Auf der Suche nach ihren Nächsten
In „Der Boden unter den Füßen“ gibt sich ein großartiges Schauspielerinnenensemble die Hand. Valerie Pachner („JACK“, „Egon Schiele – Tod und Mädchen“), Pia Hierzegger („Wilde Maus“, „“Was hat uns bloß so ruiniert“) und Mavie Hörbiger („Anna Fucking Molnar“, „Axolotl Overkill“) bilden den Kern des Ensembles und tragen die Handlung des Films auf eine authentische Art und Weise nach außen. Das Drama handelt von zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Lola (Valerie Pachner) geht in ihrer Rolle als Jetset-lebende Unternehmensberaterin auf, während ihre ältere Schwester Conny (Pia Hierzegger) dem schnelllebigen Alltag ihrer Schwester mit einem Suizidversuch einen Strich durch die Rechnung macht. Im Zentrum steht die Frage, wie viel Platz für Familienstrukturen im eigenen Berufs-und Privatleben ‚reserviert‘ werden soll. Marie Kreutzer greift in ihrem neuen Werk eine heikle wie bitter alltägliche Thematik auf, die mit dem Fortschreiten der beschleunigten kapitalistischen Gesellschaft gleich einem Damoklesschwert über allem fungiert. Gedreht auf 35 mm schickt Marie Kreutzer ihre Protagonistinnen auf eine Suche nach ihren Nächsten, sich selbst und nach der ganz eigenen Definition von Glück.
Kino zum Fühlen und Verstehen.
Das vierte Jahr unter den Intendanten Höglinger und Schernhuber fasst aktuelle gesellschaftliche und politische Debatten auf und versteht sich als ein ‚Ort der Auseinandersetzung und Diskussion‘. Rund um das Kernprogramm laufen die historisches Specials „Über-Bilder: Projizierte Weiblichkeit(en)“, „Zur Person: Hanno Pöschl“ sowie das Ludwig-Wüst-Tribute „Theater-, Kino-, Holzarbeit“, die auf eine Reise durch 100 Jahre Filmgeschichte einladen. Die Diagonale zelebriert sich und die Filmwelt nach dem Motto „Für immer Kino. Um zu fühlen. Um zu verstehen.“ Man darf also durchaus gespannt sein auf das heurige Festivalprogramm der Diagonale. Und darauf, hoffentlich so viel zu fühlen und zu verstehen wie nur möglich, wenn es am 19. März 2019 dann endlich heißt: „Film ab!“
Workshop Filmkritiken schreiben
Auch 2019 findet im Rahmen der Diagonale der Workshop „Filmkritiken schreiben in Theorie und Praxis“ statt, erweitert durch spannende Zusatzprogramme. Anmeldungen sind ab sofort möglich.
Der Workshop richtet sich an Personen, die immer schon gerne mal journalistisch schreiben wollen bzw. erste Kenntnisse davon haben und setzt sich mit den verschiedenen Möglichkeiten und Besonderheiten des Print- und Online-Journalismus auseinander.
Ziel des Workshops ist es Filmkritiken zu schreiben und generell den TeilnehmerInnen das Berufsfeld Kulturjournalist / Filmkritiker / Blogger schmackhaft zu machen. Die verfassten Beiträge werden von einer Jury bewertet, in der Kleinen Zeitung bzw. auf Kulturwoche.at veröffentlicht und auf Radio Helsinki präsentiert. Medienpartner sind Kulturwoche.at, Kleine Zeitung, Radio Helsinki 92.6 – Freies Radio Graz, Celluloid Filmmagazin und Die Furche.
Wie geht man an einen Text ran, wie baue ich einen Artikel auf, was muss ich übers Urheberrecht wissen, sind (u.a.) Themen im theoretischen Teil, während der praktische Teil die WorkshopteilnehmerInnen in den Kinosaal führt, um danach eine Filmkritik zu verfassen. Zeit für Feedback und Verfeinerung des Textes bleibt natürlich ebenfalls genug. Mitzunehmen sind Schreibutensilien und ein Laptop. Für das Zusatzprogramm „Digitales Erzählen“ unbedingt notwendig ist ein Smartphone. Jede/r Teilnehmer/in erhält einen freien Zugang für Online-Screening.Das Seminar leitet Manfred Horak, Hrsg. von Kulturwoche.at, Podcast-Produzent seit 2006, Texter für Kulturschaffende und div. Veranstaltungshäuser, Moderator, Workshops + Seminare zum Thema Digitaler Journalismus und Web 2.0.
Kosten:
180 € regulär
140 € ermäßigt für Vorteilsclub-Mitglieder der Kleinen Zeitung und Mitglieder von Radio Helsinki.
Im Beitrag ist eine Studierendenakkreditierung der Diagonale inkludiert, sowie eine Führung durch die Redaktionsräumlichkeiten der Kleinen Zeitung.
Anmeldung:
Bis spätestens Di., 12. März 2019 an
[email protected]
Ablauf
Montag, 18. März 2019 / 12 bis 15 Uhr (Gruppe 1) / 15 bis18 Uhr (Gruppe 2)
Lecture: Möglichkeiten und Besonderheiten des Print- und Online-Journalismus. Unterschiede zwischen verschiedenen Medienformaten, zwischen literarischen, wissenschaftlichen und journalistischen Texten, zwischen Artikeln und Moderationstexten. Welches Format passt für mein Storytelling? Herangehensweisen und Aufbau von Artikeln / Beiträgen / Filmkritiken.
Dienstag, 19. März 2019 / 10 bis 13 Uhr (Gruppe 1) / 13 bis 16 Uhr (Gruppe 2)
Lecture und Besprechung erster Texte.
Mittwoch, 20. März 2019 / Ab 10 Uhr:
Lecture und Zusatzprogramme „Digitales Erzählen“ und „Interviewführung“
Donnerstag, 21. März 2019 / 10 bis 13 Uhr (Gruppe 1) / 13 bis 16 Uhr (Gruppe 2)
Besprechung verfasster Kritiken und Freigabe für Jury.
Freitag, 22. März 2019 / 11 Uhr (Gruppe 1) / 16 Uhr (Gruppe 2)
Einstündige Live-Sendung auf Radio Helsinki
Zusatzprogramme
Live-Sendung auf Radio Helsinki
Die Workshop-Teilnehmer/innen gestalten gemeinsam mit einer Moderatorin / einem Moderator eine Live-Sendung, in der über die Erfahrungen aus dem Workshop gesprochen wird.
Digitales Erzählen
Wie bringt man klassische journalistische Formate, wie Interview, Bericht, Reportage oder die Kritik, ins Social Web? Die Furche-Redakteurin Anne Aschenbrenner gibt in ihrem Impuls Anleitung zum digitalen Erzählen auf Instagram, Facebook, Twitter und Snapchat, Best Practice Beispiele inklusive. Eine Auswahl gemeinsam erarbeiteter Beiträge werden auf den Social Media Kanälen der FURCHE veröffentlicht.
Interviewführung
Was muss man bei einem Interview beachten? Wie führt man ein Interview? Matthias Greuling, Hrsg. von Celluloid Filmmagazin, gibt wichtige Kurzanleitungen für ein erfolgreiches Interview und begleitet die Workshop-Teilnehmer/innen zu einem Interview.
Diagonale
Festival des österreichischen Films
19.–24. März 2019, Graz
www.diagonale.at
Text und Konzept Workshopprogramm: Manfred Horak
Text Diagonale Programmüberblik: Katharina Hoi
© Titelbild: Diagonale Sebastian Reiser
Beide Artikel sind erstmals auf der Kulturwoche erschienen.
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